Bevor sich für den deutschen NHL-Star Leon Draisaitl im Rahmen der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Dänemark wieder alles um Eishockeys drehen wird, stand er dem Verein Deutscher Fußball Botschafter e.V. exklusiv für ein Gespräch zu Themen wie Fußball, dem 1. FC Köln oder seine Rolle als „sportlicher Botschafter in Kanada“ zur Verfügung. Nur über Eishockey sollte diesmal kaum gesprochen werden.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Wir möchten mit Dir heute nicht über den Puck, sondern über den Fußball und Deine Rolle als „sportlicher Botschafter in Kanada“ sprechen. Du bist gebürtiger Kölner und interessierst Dich auch für Fußball. Verfolgst Du von Kanada aus die Bundesliga und die Spiele Deines Clubs, dem 1. FC Köln?
Leon Draisaitl: Natürlich. Ich verfolge die Spiele, aber auch generell die Bundesliga. Allerdings ist es meist nur im Internet möglich, da ich sehr viel mit meinem Club (Edmonton Oilers, die Red.) unterwegs bin und ich ja auch ein paar Stunden Zeitverschiebung habe.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Und international? Gibt es da Mannschaften, für die Du Dich interessierst?
Leon Draisaitl: Da schaue ich eigentlich am liebsten die Champions League. Einfach weil da die besten Spieler aufeinandertreffen.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Hast Du eigentlich selbst mal gekickt?
Leon Draisaitl: Ja, ich habe als Kind sogar mal ein Jahr im Verein hier in Köln gespielt. Letztendlich war aber Eishockey dann doch die richtige Wahl für mich, denke ich (lacht).
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Hast Du noch weitere Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen, die Dich begeistern und abschalten lassen?
Leon Draisaitl: Ich bin eigentlich generell sehr sportbegeistert, schaue mir viele verschiedene Sportarten und auch die Olympischen Spiele gern an. Winter wie Sommer.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Zurück zum FC in Köln. Derzeit erlebt er ja schwere Zeiten. Was hilft einer Mannschaft, wenn es mal nicht so läuft? Ihr hattet mit den Oilers ja auch eine schwierige Saison, auch wenn Du persönlich wieder eine sehr starke Saison gespielt hast.
Leon Draisaitl: Es klingt zwar wie ein Klischee, aber Du musst die guten Dinge aus einer Niederlage ziehen, positiv bleiben, Dich als Team auf Deine Stärken fokussieren. Das positive Denken ist Deine einzige Chance – ansonsten geht es ohnehin in einen Abwärtsstrudel.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Und wie gehst Du persönlich mit einer Niederlage um? Was machst Du nach einem verlorenen Spiel?
Leon Draisaitl: Meist schaue ich etwas TV, versuche runterzukommen und abzuschalten. Die Niederlage zu vergessen und mich gedanklich auf das nächste Spiel positiv einzustimmen. Wir spielen ja oft alle drei Tage, wie eine englische Woche im Fußball, da hast Du eh kaum Zeit zurück zu blicken. Und das ist manchmal auch ganz gut.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Es gibt einige Fußballpersönlichkeiten, die in besonderer Weise für Köln und den FC stehen. Wolfgang Overath, Harald Schumacher oder Lukas Podolski sind nur einige Beispiele. Bist Du eigentlich schon einmal jemanden persönlich begegnet?
Leon Draisaitl: Bisher nur Lukas Podolski. Er hatte mich sogar auch einmal zum Spiel zu sich eingeladen, das hat mir großen Spaß gemacht. Ein guter Typ. Ich fände es generell mal interessant, auch andere Fußballpersönlichkeiten kennenzulernen und sich auszutauschen. Leider ergibt sich nicht so oft die Gelegenheit dazu, weil ich ja meist in Kanada bin. Und Lukas ist ja nun auch in Japan.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Du bist damals sehr jung nach Kanada gegangen. Wie bist Du als Ausländer dort empfangen worden? Was waren Deine ersten Eindrücke?
Leon Draisaitl: Empfangen wurde ich super. Ich habe dort zuerst ja in einer Gastfamilie gelebt und die waren auch total nett und haben es mir sehr leicht gemacht. Generell ist die Art in Nordamerika sehr von Offenheit geprägt, da findet man sich schnell zurecht. Diese gastfreundliche Art war auch mein erster Eindruck von Kanada – und der hat sich bisher sehr oft bestätigt.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Du wirst in Kanada häufig „The German Gretzky“ genannt. Wie nehmen Dich die kanadischen Fans eigentlich wahr? Bist Du der erfolgreiche Deutsche oder einer von Ihnen?
Leon Draisaitl: Auch wenn sie es mir sehr leicht und angenehm machen dort zu leben, mich in alles integrieren und ich mich auch entsprechend verhalte und integriere, bleibe ich doch „ein Deutscher“. Das ist auch okay, denn das sind ja meine Wurzeln und ich fühle mich auch so. Aber im täglichen Leben spielt das für einen Kanadier überhaupt keine Rolle woher Du kommst, wenn Du offen und integrationsbereit bist.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Eishockey in Kanada hat einen ähnlichen Stellenwert wie Fußball in Deutschland. Interessieren sich kanadische Eishockeyspieler trotzdem für Fußball?
Leon Draisaitl: Ja absolut. Es gibt schon eine ganze Menge Spieler die sich auch für Fußball interessieren und die sich auch informieren. Es macht ja auch Spaß.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: In Deutschland gibt es ja auch einige Fußballspieler, die sich auch für Eishockey interessieren und auch schon Spiele besucht haben. Ist Dir das bekannt?
Leon Draisaitl: Ja, das ist mir bekannt und freut mich auch. Generell finde ich es cool, wenn sich Spieler einer Sportart auch für die Sportarten anderer Sportler interessieren. Das ist ein schönes Gefühl und bringt uns Sportler auch irgendwie zusammen.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Ihr habt im Eishockey sehr hartes Training und viele Spiele. Hat sich ein Fußballtrainer eigentlich schon mal informiert, wie ihr mit der Belastung umgeht?
Leon Draisaitl: Da muss ich passen. Natürlich tauschen sich die Trainer hier aus, wie wahrscheinlich überall, aber ein Fußballtrainer hat mich persönlich jetzt noch nicht angesprochen. Aber ich denke schon, dass jeder Trainer sich ständig informiert und auch neue Entwicklungen mitbekommen will. Und auch wenn die einzelnen Sportarten sehr individuelle Schwerpunkte haben, so kann der Fußball bestimmt auch was vom Eishockey lernen – und umgekehrt. Aber das müsst ihr die Trainer fragen 🙂
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Du hast vor Saisonbeginn mit VEXATEC trainiert – dem ersten Agility-Shirt der Welt. Noch ist es nur für sehr ausgesuchte Spitzenprofis als Prototyp erhältlich. Wie interessiert bist Du persönlich an technischen Neuerungen im Sport?
Leon Draisaitl: Ich finde, jeder Profi sollte sich alles anschauen, was ihn besser machen kann und dann entscheiden. Es gibt ja eine Menge Entwicklungen und vieles macht für mich auch nicht unbedingt Sinn. Aber mit dem Shirt das hat mich schon überzeugt für mein persönliches Training.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Für die Fans, egal ob in Deutschland oder Kanada, bist Du Vorbild und Botschafter des Sports und Landes. Vorbild zu sein – Last oder Freude?
Leon Draisaitl: Nein, das ist keine Last. Das macht mich eher stolz und ich freue mich, wenn dadurch wieder ein paar mehr Kids mit Eishockey anfangen. Klar hat man als Vorbild auch Verantwortung, aber ich habe kein Problem damit. Also eher Freude.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Unser Verein (Deutscher Fußball Botschafter e.v.) würdigt deutsche Fußballspieler/innen und Trainer/innen, die sich im Ausland auf und neben dem Platz besonders engagieren und auszeichnen. Wie findest Du diese Initiative bzw. kennst Du sie?
Leon Draisaitl: Das mit dem Fußballbotschafter finde ich schon sehr cool. Das gibt der Sportart in den Ländern auch immer nochmal einen besonderen Push, konzentriert sich auf die eigentlichen Werte und es ist schön zu sehen, wenn sich auch Athleten anderer Sportarten dafür interessieren.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Derzeit läuft das Publikumsvoting (www.publikumspreis-2018.fussballbotschafter.de). Wem würdest Du Deine Stimme geben?
Leon Draisaitl: Ich finde ja einige Spieler die nominiert sind ziemlich gut, denn ich bin ja generell auch ein Fan unserer Fußball-Nationalmannschaft. Aber als Kölner würde ich meine Stimme wohl Lukas Podolski geben. Auch weil er so viele positive Sachen neben dem Platz für Kölner Kids macht.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Mittlerweile können wir Kinder rund um den Globus in über 20 nachhaltigen sozialen Projekten durch den Fußball fördern und stark machen. Du bist auch sozial engagiert, möchtest dies aber auf Köln fokussieren. Warum?
Leon Draisaitl: Ich finde das gut was ihr im Ausland macht! Meine Engagements möchte ich aber erstmal weiter in ausgewählten Projekten hier in Köln machen. Mein Bezug zur Stadt ist nun mal sehr groß und hier in Köln gibt es auch einige Menschen, die Hilfe benötigen. Da habe ich mir meine Sachen ausgesucht und mache das auf persönlicher Ebene.
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Abschlussfrage: Nach der Eishockey-WM folgt die Fußball-WM in Russland. Wie stehen die Chancen für „unsere Fußball-Jungs“?
Leon Draisaitl: Ich denke, es gibt ein paar gute Mannschaften beim Turnier. Aber Deutschland gehört zum Favoritenkreis und sollte sich auf seine eigenen Stärken konzentrieren. Ich werde dem Team auf alle Fälle die Daumen drücken!
Deutscher Fußball Botschafter e.V.: Vielen Dank für das angenehme Gespräch mit Dir und viel Erfolg bei der Eishockey-Weltmeisterschaft!
Leon Draisaitl: Danke, hat viel Spaß gemacht! Auch wenn selbst ein Fußballgespräch nicht ohne Eishockey auskommt