Zusammen mit dem Referat für Sportpolitik und internationale Beziehungen des Auswärtigen Amts haben wir ein Interview mit Klaus Stärk (nominiert für den Deutschen Fußball Botschafter 2014) geführt.
Fussball Botschafter: Herr Stärk, seit 2001 haben Sie im Libanon, der Mongolei, in Kasachstan, Südafrika, Afghanistan und Namibia gearbeitet, immer im Zeichen des Fußballs. Nun sind Sie Trainer in Ihrer badischen Heimat Bad Dürrheim – vielleicht die exotischste Station Ihrer Vita?
Klaus Stärk: Nein, im Moment helfe ich nur der Damenmannschaft des FC Bad Dürrheim in wenig, bin eher als eine Art Berater tätig, leite das ein oder andere Training. Das ist eine Gefälligkeit gegenüber meinem Torwarttrainer von der Namibischen Frauennationalmannschat, Herrn Karl-Heinz Grießhaber. Er hatte mir in Windhuk geholfen und nun stehe ich ihm etwas zur Seite. Die Dürrheimerinnen wollen in die Landesliga aufsteigen und es sieht ganz gut aus, die Herbstmeisterschaft ist unter Dach und Fach.
Fussball Botschafter: Sie haben ihr Leben dem Fußball und der Entwicklung durch Fußball verschrieben, gibt es Bereiche, die Ihnen dabei besonders wichtig sind?
Klaus Stärk: Natürlich stand bei allen Projekten die Trainerausbildung im Mittelpunkt. Ich habe zahllose Lehrgänge, vom Basislehrgang bis zur A-Lizenz, geleitet und das hat immer sehr viel Spaß gemacht, man ist immer mit Leuten zusammen die etwas lernen wollen und die engagiert am Unterricht auf und neben dem Platz teilnehmen. In Afghanistan war neben der Arbeit mit der Nationalmannschaft der Aufbau des Frauenfußballs ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Das ist gut gelungen und bis heute entwickelt sich die Herrennationalmannschaft sehr gut weiter. Nach wie vor schwierig ist der Bereich Mädchen- und Frauenfußball, aber immerhin, es wird gespielt.
In Namibia hatte ich ja eine Funktionsstelle, arbeitete dort als Technischer Direktor des Verbandes und somit war die Zusammenarbeit mit allen Abteilungen Teil meiner Arbeit. Ganz hervorragend hat sich dort der Frauenfußball entwickelt, das Mädchenfußballprogramm „Galz and Goals“ ist weltweit als eines der besten anerkannt. Da kommt aber auch der soziale Aspekt zum Tragen. Neben dem Training erhalten die Mädchen Unterrichte zu verschiedenen Themen wie AIDS/HIV Prävention, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Jugendschwangerschaft und weiteres.
Zusammenfassend kann ich sagen, die Trainerausbildung, der Frauenfußball und die Entwicklung und Förderung des Jugendfußballs allgemein waren besonders wichtige Bereiche.
Fussball Botschafter: In Afghanistan waren sie während des Krieges Trainer der Nationalmannschaft. Wie muss man sich die Arbeit in einem Kriegsgebiet vorstellen?
Klaus Stärk: Das war äußerst schwierig, aber auch wahnsinnig interessant. Es ist für Außenstehende manchmal kaum verständlich, wie man auf dem Fußballplatz stehen kann und man immer wieder die Detonationen von Bomben hören muss und das ist nicht nur einmal passiert. Bei einem Aufstand in der Kabuler Innenstadt hatten wir wieder mal Training, hörten die Schüsse und Gewehrsalven, als uns der Fußballpräsident bat jetzt doch das Training abzubrechen. Er holte mich dann in sein Büro, legte seine Waffe auf den Tisch und meinte: Mach die keine Sorgen Klaus, solange ich lebe lebst Du auch, sehr beruhigend… Natürlich war das Beobachten von Spielen und Spielern sehr mühsam, wir konnten nur in den ersten beiden Jahren des Projektes reisen, dann wurde dies von der deutschen Botschaft aus Sicherheitsgründen verboten. Der Verband veranstaltete dann Turniere in Kabul und dort sichteten wir dann die Talente.
Fussball Botschafter: Bis vor kurzem waren Sie in Namibia u.a. als Technischer Direktor aktiv, auch wir durften Sie vor Ort mit einem Kamerateam begleiten und einen Einblick in Ihre Arbeit gewinnen. Welche schönen Erinnerungen bleiben von den fast sechs Jahren vor Ort?
Klaus Stärk: Unendlich viele!! Es war eine sehr schöne, oft auch sehr anstrengende, aber unter dem Strich sehr erfolgreiche Zeit in Namibia. Der Gewinn des COSAFA Pokals der Herrennationalmannschaft, das tolle Abschneiden der Frauen beim Afrikacup waren zum Abschluss des Projektes nochmal richtige Höhepunkte. Ich habe die Menschen dort als sehr freundlich empfunden, selten größere Probleme gehabt und ich habe die tägliche Arbeit genossen, auch weil sie sehr abwechslungsreich war. Neben der Büroarbeit und der Arbeit im Klassenzimmer bei den verschiedenen Lehrgängen, genoss ich auch die Trainingsarbeit mit den Lehrgangsteilnehmern und den diversen Mannschaften, die immer wieder auch von mir betreut und trainiert worden waren.
©Klaus Stärk
Fussball Botschafter: Im vergangenen Jahr hat Namibia die African Women’s Championship, den Afrika-Cup der Frauen ausgerichtet. Namibia hat als Gastgeber den Einzug ins Halbfinale knapp verpasst. Inwieweit war es dennoch ein Erfolg und was hat dieses Turnier für Ihre Arbeit vor Ort bedeutet?
Klaus Stärk: Zu Beginn des Projektes konnte ich mir eine Teilnahme an einem solchen Turnier absolut nicht vorstellen, aber da hat sich im Laufe der Jahre sehr viel entwickelt. Von Jahr zu Jahr steigerte sich das Leistungsniveau im Bereich Frauenfußball. Durch die intensive Unterstützung des DFB, DOSB und des FLVW konnten wir Trainingslager durchführen und internationale Spiele spielen. Etliche namibische Spielerinnen konnten wir durch verschiedene Maßnahmen in Deutschland weiter ausbilden lassen, was der Mannschaft natürlich sehr zugute kam. Am Ende stand eine Mannschaft auf dem Feld die völlig überraschend Sambia schlug und gegen die WM Teilnehmer Nigeria und Elfenbeinküste nur knapp unterlag. Es war ein langer Weg bis zu diesem Niveau, aber als Folge war und ist der Zulauf von jungen Mädchen zum Fußball ungebrochen. Die Jugend spielt und die Liga läuft! Es geht weiter voran!
Fussball Botschafter: Inwiefern hat die Ausrichtung eines solchen Großereignisses die Entwicklung des Fußballs in Namibia noch einmal gepusht?
Klaus Stärk: Wie schon angedeutet spielen heute Mädchen in drei Altersklassen regelmäßig Fußball, in Windhuk und Umgebung boomt der Frauenfußball, in den Regionen ist man noch am Anfang, aber auch hier entwickelt sich etwas.
Fussball Botschafter: In Afghanistan aber auch in Namibia stand nicht nur der Fußball im Zentrum Ihrer Arbeit. Immer wieder haben Sie sich mit Fußball als Hilfsmittel sozial engagiert. Wie kann Fußball in solchen Dingen helfen?
Klaus Stärk: Ja ich war zuletzt mehr im sozialen Bereich engagiert, konnte in einer entlegenen Gegend nahe der sambischen Grenze Lehrer und Trainer ausbilden. Dabei stand das sogenannte „Life Skills Training“ sehr im Mittelpunkt. Die Kollegen sollen nun ihr Wissen an die Jugend weitergeben. Über den Fußball erreicht man sehr schnell sehr viele Jugendliche. Das haben wir uns zunutze gemacht und durch die Aufklärungsmaßnahmen bestimmt Leben gerettet.
Fussball Botschafter: Sie sind nun 61, weisen den Ruhestand aber noch weit von sich. Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus, kommt ein Engagement im Ausland nochmal in Frage?
Klaus Stärk: Durchaus. Es laufen im Moment Gespräche, gerne würde ich nochmal ein solches oder ähnliches Projekt leiten. Schaun wir mal…