Michael Krüger war bereits in Ägypten, Äthiopien, dem Sudan und in der Türkei tätig. In Afrika konnte er sieben Titel holen und ist somit einer der erfolgreichsten deutschen Trainer auf dem Kontinent. Krüger wurde zuletzt 2014 sudanesischer Meister und Pokalsieger mit Al Merreikh SC. 2008/2009 gewann der deutsche Trainer zwei Titel mit Al Merreikh. Mit Arab Contractors gewann er außerdem 1995 den Afrikapokal der Pokalsieger. In Ägypten, im Sudan und in Äthiopien genießt Krüger eine hohe Popularität.
Herr Krüger, Sie haben vor allem auf dem afrikanischen Kontinent große Erfolge gefeiert. Wie kam es zu diesem Engagement und warum sind Sie auch nach Trainerstationen in Deutschland immer wieder nach Afrika zurückgekehrt?
Das erste Engagement war mehr ein Zufall, denn ursprünglich hatte der Verein Theo Bücker gefragt. Der war in Alexandria, wollte nicht weg und empfahl stattdessen mich. Einerseits hatte ich zeitgleich ein Angebot vom VFL Wolfsburg, andererseits lagen da schon die Tickets. Darum bin ich hingeflogen, um es mir anzuschauen und dann gleich dortgeblieben. Es hat Spaß gemacht und es war erfolgreich. Wir gewannen den Afrika-Cup der Pokalsieger und so stand mir die Tür in Afrika immer wieder offen. Es fügte sich einfach ineinander.
Sie konnten als Trainer afrikanischer Teams 7 Titel mit Ihren Mannschaften holen. Welcher davon war für Sie persönlich am Wertvollsten?
Ganz klar, der 1. Titel. Er war die „Eintrittskarte“ für die zukünftigen Engagements in Afrika. Wenn man Erfolg hat, erinnern sich Afrikaner immer daran. Sie haben sozusagen ein „Elefantengedächtnis“ diesbezüglich. Was waren die größten Herausforderungen bei ihren Auslandsaufenthalten? Die vielen Unbekannten: Mentalitäten, Lebensumstände, klimatische Bedingungen, wenig Struktur. Man braucht nicht nur Plan A, sondern auch Plan B + C. Man benötigt Flexibilität und Geduld. Doch vor allen Dingen muss man bereit sein, sich darauf einzulassen.
In wie fern passen sie ihre Trainingsmethodik auf das jeweilige Land an?
Erst schaue ich mir alles an, höre zu, bespreche es. Dann ziehe ich den Vergleich mit meinen Zielen. Und am Ende treffe ich die Entscheidung, was machbar ist und was nicht. Ein Beispiel: Sie planen ein gepflegtes Aufbauspiel, doch die Platzverhältnisse lassen das nicht zu. Dann muss man sich halt anpassen mit der Spielidee. Man sollte nie mit der Tür ins Haus fallen oder rummeckern, sonst ist eh alles verloren. Wie gesagt: Flexibilität und Geduld sind wichtige Begleiter.
Otto Pfister spendete 2013 das Preisgeld seiner Nominierung zum Deutschen Fußballbotschafter für den sudanesischen Jugendfußball. Was für eine gesellschaftliche Rolle hat der Fußball im Sudan?
Eine riesengroße Rolle! Ähnlich wie in Deutschland. Besonders in Khartum ist es verrückt. Wenn Hilal gegen Al Merrikh spielt, dreht sich alles nur um Fußball. Bei den Derbys ist wirklich „Feuer unter´m Dach“.
Inzwischen ist der Sudan auch ein geteiltes Land. Glauben Sie, der Fußball kann dort in irgendeiner Form Brücken bauen?
Ich befürchte mal, leider nicht. Als ich damals dort war, war es zwar noch ein ungeteiltes Land, aber es gab damals schon Probleme. Im Süden das Öl, im Norden der Hafen. Obwohl man in Khartum eigentlich relativ wenig davon mitbekam. Das war mehr auf dem Land der Fall, bezog viele Stammesgeschichten mit ein und mündete schließlich in der Teilung des Landes.
Sie trainierten u.a. im Sudan, in Äthiopien oder Ägypten? Können Sie uns anhand einer Anekdote erklären, welche besonderen Herausforderungen Ihnen dort begegnet sind?
Ich erinnere mich noch an Halbfinal-Rückspiel im Afrikacup 1996 in Douala (Kamerun). 80.000 Zuschauer. Ein Medizinmann hat mit einem toten Tier, ich glaube es war ein Huhn, den Bereich vor unserer Reservebank mit Blut befleckt. Als Spielbeginn war, habe ich mit den Füßen Sand darüber gescharrt, was zu einem lauten Grummeln im Stadion führte. Hat aber gewirkt: 1:1 und wir waren im FinaleJ. Oder damals in Kairo. Es war Winter und kalt. Auch im Hotel. Meine Spieler waren von Kopf bis Fuß einmummelt, aber barfuß! Ich riet zu Socken. Die einzige Antwort des Präsidenten war: „In Ägypten isst man sehr viel Fleisch und Fleisch ist gut gegen Erkältung“. Diskussion beendet… Wie gesagt, Flexibilität und Geduld sind gute Ratgeber in Afrika.