Der Fokus liegt auf dem ursprünglichen Fußball. Dem Spaß am Spiel, der Leidenschaft. Dem Sport, der Völker und Menschen verbindet.
Berlin/Hamburg | Irgendwann Anfang 2016 war Roland Bischof in Burkina Faso zu Besuch bei Gernot Rohr, dem damaligen Nationaltrainer des afrikanischen Landes. Rohr war seinerzeit einer der nominierten Trainer für die Auszeichnung als „Deutscher Fußball Botschafter“ und Bischof machte sich als Gründer und Impulsgeber der Initiative vor Ort ein Bild der Gegebenheiten, unter denen der Nominierte fußballerische, aber auch kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungshilfe leistete.
„Als einer von drei Nominierten schlug uns Gernot Rohr ein Sport- und Bildungsprojekt vor, das wir als Initiative ‚Deutscher Fußball Botschafter‘ unterstützen wollten. Es gab dort ein kleines Klassenzimmer in einem kleinen, einfachen Gebäude, das als Mini-Schule fungierte“, erzählt Bischof. An den Wänden bröckelte der Putz von den Wänden, was auf den ersten Blick schlichtweg der Baufälligkeit des Gebäudes geschuldet schien. Doch Gernot Rohr klärte seinen Besucher auf: „Das ist nicht Baufälligkeit, sondern vor zwei Wochen war hier im Ort wieder eine Revolte und das sind alles Einschusslöcher.“
Gernot Rohr arbeitet für FOGEBU in Burkina Faso. Foto: Deutscher Fußball-Botschafter ©2018
Geschichten wie diese zeigen, dass der Job des Fußballtrainers auch ein gefährlicher sein kann. Zumindest für solche Coaches wie Rohr oder den Schirmherrn des inzwischen gemeinnützigen Vereins, Rudi Gutendorf, der in seiner langen Laufbahn auf 55 Stationen in 30 Ländern als Fußballtrainer arbeitete, darunter auch in vielen Krisengebieten. Umso höher einzuschätzen ist es, wenn deutsche Trainer in die weite Welt ziehen, dort Wissen und Werte weitervermitteln und Entwicklungshilfe leisten. Der „Deutsche Fußball Botschafter“ will auf diese Leute aufmerksam machen und deren Ansinnen fördern und unterstützen.
Gegründet wurde der „Deutsche Fußball Botschafter“ vom Berliner Roland Bischof, dem Inhaber einer Marketingagentur für Sportler. „Ich bin privat und in meinem Job viel in der Welt herumgekommen und wollte im Fußballbereich schon immer gerne etwas Nachhaltiges machen“, blickt der 53-Jährige auf die Anfänge der Initiative zurück. Bischof, der unter anderem Fußballprofis wie Thomas Helmer, Torsten Frings oder Sebastian Rode betreute, nutzte sein Netzwerk, kontaktierte seinen Freund Rainer Holzschuh, den Herausgeber des „kicker“, und stellte die Initiative mit viel Herzblut auf die Beine.
Roland Bischof (rechts) zu Besuch bei Gernot Rohr in Burjina Faso. Foto: Deutscher Fußball-Botschafter ©2018
Die Aktion sprach sich herum, irgendwann stieg unter anderem das Goethe-Institut mit ein, der Bekanntheitsgrad erhöhte sich. 2013 wurde dann erstmals ein „Deutscher Fußball Botschafter“ ausgezeichnet, im Vorfeld hatten Bischof und seine Leute eine fachkundige Jury zusammengestellt, deren Aufgabe es bis heute ist, einmal im Jahr drei im Ausland tätige Fußballtrainer zu nominieren. Ehemalige Fußballerinnen und Fußballer sowie Prominente wie unter anderem Doris Fitschen, Uwe Seeler, Lutz Pfannenstiel, Steffi Jones oder Peter Lohmeyer gehörten oder gehören teilweise immer noch zu dieser Jury.
„Es gab von Anfang an eine breite Unterstützung, viel Leidenschaft, Energie und auch Sachmittel, die eingebracht wurden“, erzählt Bischof stolz. Er betrachtet den „Fußball Botschafter“ als „mein Baby“, in das er auch viele Gelder aus dem eigenen Portemonnaie fließen ließ. Denn wenn etwas fehlte, dann war das Geld. „Wir haben keine Fördermittel, keine Subventionen, kein gar nichts. Wir müssen das alles selber stemmen und versuchen natürlich nun, auch ein paar Sponsoren zu finden“, sagt Bischof.
Eine Zusammenarbeit mit dem DFB kam aus verschiedenen Gründen bislang nicht zustande. Externe Geldgeber, die zwar bereit waren, etwas dazuzugeben, dann aber plötzlich mitreden und Dinge so gestalten wollten, wie es ihnen passt, wurden abgelehnt. „Wir lassen uns nicht aufkaufen. Wir wollen nicht instrumentalisiert werden für andere Kampagnen oder Ähnliches. Es ist ein eigenes Projekt, unsere Idee mit unseren Gedanken.“
Miroslav Klose (m.) erhielt 2017 den Ehrenpreis des Deutschen Fußballbotschafters. Rechts Roland Bischof, links der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel. Foto: picture alliance / Robert Schlesinger
Neben dem Award in der beschriebenen Hauptkategorie wird einmal im Jahr auch der Ehrenpreis für außergewöhnliches Engagement an einen deutschen Trainer oder Spieler im Ausland vergeben. Dazu gibt es noch einen Publikumspreis, bei dem elf aktive Spieler, die im Ausland tätig sind, nominiert werden und der Sieger in einem über mehrere Wochen laufenden öffentlichen Online-Voting gewählt wird. In den vergangenen Jahren zählten Bastian Schweinsteiger, Emre Can oder auch Loris Karius zu den Gewinnern. „Wir wollen auch Aushängeschilder haben, insbesondere um auch jüngere Fußballfans zu interessieren, daher haben wir den Publikumspreis eingeführt“, erklärt Bischof.
Doch der Fokus liegt auf dem ursprünglichen Fußball. Dem Spaß am Spiel, der Leidenschaft. Dem Sport, der Völker und Menschen verbindet. „Es geht um die gute Sache“, fasst Bischof zusammen, um dann aber doch auszuholen: „Es macht riesen Spaß, wenn man sieht, was Fußball noch bewirken kann und wenn man sieht, dass ehrliche Werte noch eine Rolle spielen können. Je schlimmer sich die Dinge im kommerziellen Fußball entwickeln, umso schöner ist es, wenn es irgendwo ehrliches Engagement gibt.“
Auf diese Weise konnte der „Deutsche Fußball Botschafter“ in den vergangenen Jahren unter anderem in Nepal, Singapur, Namibia, Sudan oder auf den Philippinen wichtige Projekt- und Aufbauarbeit leisten. Und das Engagement soll weitergehen: „Je mehr Leute davon erfahren, desto schöner. Wir wollen zeigen, dass es auch über den Tellerrand Deutschlands hinaus noch Orte gibt, wo ganz andere Rahmenbedingungen herrschen und wo es Sinn ergibt, zu helfen.“
So wie beispielsweise auch in Burkina Faso, wo das von Gernot Rohr vorgeschlagene Projekt FOGEBU mit dem Preisgeld von 3000 Euro sowie weiterer Unterstützung vom Auswärtigen Amt gefördert wurde. Rohr selbst musste das Land bald danach schweren Herzens verlassen – die brisante politische Lage ließ ihm keine Wahl.